Kuglblitz
Neues Mitglied
Klingt provokant? Und das in einem Forum, das sich wie kein anderes im deutschsprachigen Raum der Diskussion über Qualität und Kreativität bei Zutaten und Rezepten verschrieben hat?
Und damit nicht gleich zu Beginn ein falscher Eindruck entsteht: Ich liebe komplexe Drinks, finde die Bitters etwa von Elmegirab's großartig, mag es, mit frischer Ananas, Ingwer oder Basilikum zu arbeiten und finde Espumas oder Infusionen aufregend und spannend.
Warum dann diese Polemik zu Beginn? Weil ich den Eindruck habe, dass sich Drinks, die mit diesen Küchentechniken zubereitet werden, einfach zu weit von der Basisspitituose fortbewegen. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich erst seit wenigen Jahren der Mixologie verschrieben habe - das aber mit Haut und Haaren - und zuvor primär der klassische Purtrinker war (vor allem Wein und Single Malt), aber ich wundere mich immer wieder, mit welcher Sorglosigkeit Zutaten, die ja mit sehr viel Sorgfalt geschaffen wurden, zusätzlich automatisiert werden.
Beispiel Gin und Rosmarin. Rosmarin ist ein fantastisches Kraut - in der warmen Küche. In Spirituosen mit ohnehin flüchtigen Aromen wirkt es mordend auf die Textur des Brandes. Aber es macht natürlich Spaß, damit zu arbeiten.
Oder Bitters. Warum hochkomplexe Bitters verwenden, wenn die Basiszutat selbst schon hochkomplex ist? Warum etwas überwürzen, was ohnehin schon aromatisch genug ist. Ist weniger da nicht mehr?
Ich machte kürzlich ein Experiment: Schlichter Korn wurde mit fünf verschiedenen willkürlich ausgewählten Bitters und einem BL Zuckersirup im Rührglas verrührt und ausgeschenkt. Das Ergebnis war ein hochkomplexer Drink, der hochinteressant schmeckte und der auch in einer guten Bar ohne Probleme verkauft werden könnte, da er handwerklich ja gut gemacht war. Doch nach was schmeckt er?
Ich gestehe, ich liebe die Klassiker. So sind es auch ein Aviation, ein Martini Cocktail, ein Sazerac oder ein Mint Julep, die primär in meinem Glas landen. In ihnen kann sich die Basisspirituose entfalten, wird ihr der nötige Raum gegeben. Natürlich ist etwa ein Aviation nicht aus dem Nichts entstanden und ist die Kombination aus Gin, Kirschbrandlikör, Veilchen und Zitrone eine recht gewagte Kombination, doch steht dennoch ganz klar der Gin im Vordergrund, alles andere ist nur Begleitung.
Warum ich das schreibe? Ich denke etwa an die Bartender, die vor lauter Infusionen etc. nicht mehr wissen, was sie da eigentlich verbessern wollen. Oder an den Cocktailwettbewerb dieses Forums, der nicht selten Rezepte beinhaltet, die mehr der Eitelkeit vermeintlicher Mixologen geschuldet sind als der Basiszutat.
Letztere als solche zu würdigen setzt natürlich voraus, sie zu kennen, sie also in all ihren Facetten verkostet und persönlich bewertet zu haben. Das braucht Zeit, Geduld und viel Einfühlungsvermögen, alles Eigenschaften, die in der hektischen Barbranche kaum existieren und die aufgrund des zumeist ebenso ungebildeten Publikums wunderbar kaschiert werden können. Früher mit Fruchsäften, heute mit Zutaten aus dem Garten.
Was sich gegenüber früher natürlich geändert hat, ist die Qualität und Menge der erhältlichen Spirituosen und Liköre. Doch was hilft dies, wenn ich diese Qualität lediglich am Etikett ablesen kann und nicht als solche erfahre, ohne dass sie von anderen Aromen überlagert wird? Wäre es nicht manchmal besser, die Kultur des Weines - gute Qualität, Schlichtheit, vor allem aber Zeit und Muße - in die Mixologie einfließen zu lassen? Und das Kochen den Köchen zu überlassen?
Die im übrigen ja auch auf gute Basiszutaten angewiesen sind.
Und damit nicht gleich zu Beginn ein falscher Eindruck entsteht: Ich liebe komplexe Drinks, finde die Bitters etwa von Elmegirab's großartig, mag es, mit frischer Ananas, Ingwer oder Basilikum zu arbeiten und finde Espumas oder Infusionen aufregend und spannend.
Warum dann diese Polemik zu Beginn? Weil ich den Eindruck habe, dass sich Drinks, die mit diesen Küchentechniken zubereitet werden, einfach zu weit von der Basisspitituose fortbewegen. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich erst seit wenigen Jahren der Mixologie verschrieben habe - das aber mit Haut und Haaren - und zuvor primär der klassische Purtrinker war (vor allem Wein und Single Malt), aber ich wundere mich immer wieder, mit welcher Sorglosigkeit Zutaten, die ja mit sehr viel Sorgfalt geschaffen wurden, zusätzlich automatisiert werden.
Beispiel Gin und Rosmarin. Rosmarin ist ein fantastisches Kraut - in der warmen Küche. In Spirituosen mit ohnehin flüchtigen Aromen wirkt es mordend auf die Textur des Brandes. Aber es macht natürlich Spaß, damit zu arbeiten.
Oder Bitters. Warum hochkomplexe Bitters verwenden, wenn die Basiszutat selbst schon hochkomplex ist? Warum etwas überwürzen, was ohnehin schon aromatisch genug ist. Ist weniger da nicht mehr?
Ich machte kürzlich ein Experiment: Schlichter Korn wurde mit fünf verschiedenen willkürlich ausgewählten Bitters und einem BL Zuckersirup im Rührglas verrührt und ausgeschenkt. Das Ergebnis war ein hochkomplexer Drink, der hochinteressant schmeckte und der auch in einer guten Bar ohne Probleme verkauft werden könnte, da er handwerklich ja gut gemacht war. Doch nach was schmeckt er?
Ich gestehe, ich liebe die Klassiker. So sind es auch ein Aviation, ein Martini Cocktail, ein Sazerac oder ein Mint Julep, die primär in meinem Glas landen. In ihnen kann sich die Basisspirituose entfalten, wird ihr der nötige Raum gegeben. Natürlich ist etwa ein Aviation nicht aus dem Nichts entstanden und ist die Kombination aus Gin, Kirschbrandlikör, Veilchen und Zitrone eine recht gewagte Kombination, doch steht dennoch ganz klar der Gin im Vordergrund, alles andere ist nur Begleitung.
Warum ich das schreibe? Ich denke etwa an die Bartender, die vor lauter Infusionen etc. nicht mehr wissen, was sie da eigentlich verbessern wollen. Oder an den Cocktailwettbewerb dieses Forums, der nicht selten Rezepte beinhaltet, die mehr der Eitelkeit vermeintlicher Mixologen geschuldet sind als der Basiszutat.
Letztere als solche zu würdigen setzt natürlich voraus, sie zu kennen, sie also in all ihren Facetten verkostet und persönlich bewertet zu haben. Das braucht Zeit, Geduld und viel Einfühlungsvermögen, alles Eigenschaften, die in der hektischen Barbranche kaum existieren und die aufgrund des zumeist ebenso ungebildeten Publikums wunderbar kaschiert werden können. Früher mit Fruchsäften, heute mit Zutaten aus dem Garten.
Was sich gegenüber früher natürlich geändert hat, ist die Qualität und Menge der erhältlichen Spirituosen und Liköre. Doch was hilft dies, wenn ich diese Qualität lediglich am Etikett ablesen kann und nicht als solche erfahre, ohne dass sie von anderen Aromen überlagert wird? Wäre es nicht manchmal besser, die Kultur des Weines - gute Qualität, Schlichtheit, vor allem aber Zeit und Muße - in die Mixologie einfließen zu lassen? Und das Kochen den Köchen zu überlassen?
Die im übrigen ja auch auf gute Basiszutaten angewiesen sind.