Frage: Geschmackssinn schärfen - Was sind die Methoden und Tabus?

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J-S-Bach

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Guten Abend liebe Community,

Wie dem Titel sicherlich zu entnehmen war, frage ich mich wie man seinen Geschmackssinn verbessern und präzisieren kann. Ich würde mir gerne teurere Spirituosen kaufen und dann auch genießen, aber ich fürchte immer, dass ich wenig Unterschiede schmecken kann. Außerdem ist es recht oft so, dass wenn ich eine Spirituose kaufe und verkoste ich selten so detailiert Nuancen erkenne, wie es scheinbar viele Forumsmitglieder können. Nun würd ich gerne wissen:

Was sollte man tun um seinen Geschmack zu verbessern?
(z.B. sich auf eine bestimme Art und Weise ernähren?)

Was sollte man vermeiden? (z.B. vom Rauchen ist es mir zu Ohren gekommen, dass es den Geschmackssinn trübt / sollte man vorher was essen oder besser nicht?)

Gibt es gezielte Übungen um sich zu verbessern?

Wie probiert man Spirituosen richtig, gibt es da bestimme Methoden um homogene Testberichte abliefern zu können?

Und: Was tut ihr um eure Alkoholtoleranz zu verbessern?
Ich habe oft das Problem, dass mir die ein oder andere Spirituose einfach zu scharf schmecken um mich noch auf irgendwas anderes zu konzentrieren und mir dann eher 2-3 Schauer über den Rücken jagen, als das ich rausschmecke in was für einem Fass mein Rum gereift ist - sogar wenn in Testberichten die Rede davon war, dass er sehr mild ist ... war gerade beim Mount Gay Eclipse so, den ich pur probieren wollte)

Ich hoffe es ist verständlich, was ich meine.
Wäre schön, wenn ihr mir einige Tipps schreiben könntet oder Erfahrungsberichte wie ihr angefangen habt eure Sinne zu entwickeln!

Herzlichen Dank im Voraus :)

Schönen Abend,
Houdin


 
Ich weiß nicht ob es konkrete Methoden gibt um seinen Geschmackssinn zu schärfen, ich würde sagen der entwickelt sich einfach mit der Zeit. Ich finde fruchtige, rauchige, torfige, erdige, würzige oder malzige Geschmacksnoten erkennt man auch ohne große Erfahrung ziemlich gut. Genauso wie Vanille oder Schokolade.
Dann genau sagen zu können "Oh mit Madeira-Finish" oder dergleichen, dafür braucht man sicherlich ein bischen Trinkerfahrung.
Grundsätzlich finde ich das aber auch nicht wichtig, sogar eher etwas Angeberei. Bevor man irgendwas daherlabert lieber einfach still genießen. Hauptsache es schmeckt, das Fass rauszuschmecken ist doch eher nebensächlich.

Wenn dir der pure Alkohol zu stark ist, dann verdünne ihn. Man kann ruhig ein Drittel Wasser hinzugeben, so das er für dich gut trinkbar ist. Am besten gibst du einfach stufenweise so viel Wasser hinzu bis dich der Alkohol nicht mehr so stört, mit der Zeit wirst du den Wassergehalt dann von selbst reduzieren. Manchmal werden sogar ein paar Tropfen Wasser empfohlen, da sich so neue Aromen freisetzen können.

Für den richtigen Genuss kaufst du dir am besten ein Nosingglas http://lh3.ggpht.com/_JGhXlpEhPwg/SEkUvkw3R0I/AAAAAAAAKtc/YZMi_iUGr88/ballantines-whisky-glaeser-1-0607017.jpg, darin lassen sich eigentlich alle Spirituosen gut verkosten. Durch die Form sammeln sich die Aromen schön im Glas und man hat nicht nur geschmacklich sondern auch über die Nase ein ganz neues Erlebnis. Außerdem ist es gut auf gleichbleibende äußere Bedingungen zu achten. Die Spirituose sollte Zimmertemperatur haben, Erkältungen trüben den Geschmack und nicht auf leeren Magen trinken.
Die Alkoholtoleranz verbessern finde ich blödsinnig. Warum sollte man sich etwas reinquälen, was einem nicht schmeckt. Die "Toleranz" ist mE eine Frage der Zeit und des herantastens

Eine gute Übung um sich heranzutasten sind die hier im Forum stattfindenen Tastings. Dabei hat man viele Proben einer Spirituosensorte und kann so vergleichen nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten forschen. Eigentlich die perfekte Übung! So vermeidet man auch teure Experimente bei hochwertigen Spirituosen.
 
Zustimmung, nagaster. - Gute, brauchbare Tipps.
Die Online Tastings sind eine sehr gute Schule, um eine Spirituose und ihre Nuancen kennnenzulernen.
 
Viel probieren und überlegen was du schmeckst, viel pur, aber ich Cocktail. Vor allem viel verschiedenes und ruhig auch gleiche Zutaten in einem bestimmten Zeitabstand, da man immer wieder was neues schmeckt.
 
mir ging ex exakt genauso.

Und mir geht es auf alle Fälle auch in den meisten Fällen immernoch so.
Aber:
Mit der Zeit merkt man es. Man schmeckt heraus. Man erkennt mehr Nuancen. Aber es braucht definitiv Zeit.
Eine Spirituose wo man - finde ich - wirklich viel von lernen kann ist der Tequila.
Am Anfang völlig vernachlässigt und links liegen gelassen von mir, entwickelt er sich zunehmend zu einem meiner Favoriten. Mit der Zeit lernt man die verschiedenen Sorten sehr gut kennen und vor allem Dingen schätzen ;)

Besorg dir von netten Leuten hier aus dem Forum einfach mal 5 oder 6 Proben von verschiedenen Tequila's und verköstige sie. Die, die dir gefallen können dann angeschafft werden. Mit der Zeit wirst du dann - ging mir jedenfalls so - immer tiefer "einsteigen".
Ich entdecke bei jedem Genuss etwas Neues, was ich davor noch nicht geschmeckt habe.
Habe mir davor noch 2 Nosing-Gläser bei Ebay geholt für 10 € und nun macht es echt Spaß einfach mal herumzusitzen und die verschiedenen Spirituosen gegeneinander zu testen.
Wobei das wirklich lange dauert.
Neuerdings habe ich mich in die (für mich jedenfalls) finanziell höhere Liga des Rums gewagt. Und das ist eine sehr schwere Sache. Vieles ist sehr scharf im GEschmack, anderes sehr süß ... ein unglaublich weites Feld.
Ich denke bei Rum ist das ganze Feld so mega groß ... :)

Was ich persönlich nicht so sehr schätze ist Whisk(e)y. Eine Spirituose mit der ich pur absolut gar nichts anfangen kann und ich auch für einen Anfänger eher ungeeignet finde. Der doch meist torfige Geschmack war für meine Anfängerzunge gar nichts.
Vielleicht kommt das ja noch irgendwann.

Sehr nett für den Anfang ist auch Gin. Da schmeckt man doch teilweise wirklich große Unterschiede heraus.
 
Trinken. Viel Probieren. Geschmack schult sich nur über Zeit und Erfahrungen.

Wenn dir ein Produkt pur zu scharf schmeckt, stell es weg und mach einen Sour damit. Da kann man idR schon einiges vom Produkt erkennen. Dann probiere es in einem halben Jahr oder so wieder. Den Geschmack zu schulen braucht einfach Zeit...
 
Vielen Dank für die guten Tipps :)
Find ich super, dass einem hier so schnell und so ausführlich geantwortet wird.

Ich werds dann jetzt einfach mal so angehen, dass ich mir bald ein Nosingglas zulege und mich vorerst (zumindest im Großen und Ganzen) an eine Spirituose halte. Hab da für mich jetzt den Gin ausgewählt, der sowieso bis jetzt für mich der absolute Gewinner unter meinen Spirituosen ist.
Wobei ich auch am Wochenende den Rum Sour für mich entdeckt habe! :P

Was sind denn eure favorisierten Gin-Rezepte, wo der Gin noch gut zur Geltung kommt? (Habe momentan Gordons,jeweils ein Schlückchen Bombay 47/40 und den normalen Tanqueray da)

Und wie oft in der Woche probiert macht ihr euch denn Mal einen Cocktail oder trinkt etwas von euren besten Tropfen?

@naqaster:
Das mit dem Wasser hab ich schonmal gelesen, aber ich glaube da wurde dann ziemlich heiß drüber diskutiert. Eignet sich das denn für alle Spirituosen? Ich glaub es war eine Diskussion um Whiskey.
Habs gestern mit meinen Gins probiert, hat auch sehr gut geklappt, aber irgendwann hatte ichs dann doch etwas übertrieben und als sich meine Zunge schon an den Alkohol gewöhnt hatte, hätte ich dann lieber etwas Wasser wieder rausgenommen. :)

Liebe Grüße,
Houdin
 
noch was zum vorher essen:
Möglichst nichts scharfes oder sonst geschmacksintensives (wie z.b. Knoblauch).
Am besten stellst du dir ein Glas Wasser und etwas Weissbrot bereit, um deinen Geschmacksinn nach einer Probe wieder zu neutralisieren.

Mit dem Wasser ist es so eine Sache: Einige Produkte blühen auf damit, andere kannst du damit in die Tonne kicken. Wieviel Wasser du beigeben willst, musst du selbst herausfinden. Einige sprechen von wenigen Tropfen andere "ersäufen" die Spirituose beinahe im Wasser.

Die Spirituose mit welcher du deinen Geschmacksinn verbessern wird, ist auch dir überlassen. Während viele hier im Forum eher dem Rum zugetan sind, gibt aus diejenigen, denen Whisky sehr gut (besser?) schmeckt (z.b. oscomp und mir). Genau wie Rum bietet Whisky ein unglaublich breites Geschmacksspektrum (nicht nur torfig ;) ).

Wichtig ist aber immer, dass du dir Zeit nimmst und Ruhe hast. Schnapp' dir einen Zettel und schreib auf was dir gerade einfällt (zum Geruch, wie er am Gaumen schmeckt etc.). Manchmal sind auch sogenannte Tastingwheels hilfreich.
 
Der Vater einer Freundin (seines Zeichens Arzt) meinte gestern, dass man auf Dauer seinen Geschmackssinn sensibilisiert wenn man sein Essen weniger und weniger scharf würzt (macht für mich auch irgendwie Sinn).
Er meinte aber auch, dass Vegetarier mit der Zeit einen präziseren Geschmack entwickeln (wegen irgendwelcher Zusatzstoffe im Fleisch glaube ich).
Hat mit diesen Aussagen irgendwer schon Erfahrungen gemacht, ob das wirklich konkret bemerkbar ist?

@Arikael:
Danke für die Antwort :)
Mh, mit Whisky kann ich selbst persönlich leider (noch?) nicht so viel anfangen. Irgendwie war das nie wirklich eine Spirituose die ich gemocht habe - ein Freund von mir hat sich mal ein bisschen von irgendeinem (soweit ich mich erinnere ziemlich teuren) Whisky abfüllen (direkt vom Fass) lassen und als ich da dann was von probiert habe und erwartete, dass jetzt meine Sternstunde mit dem Whisky folgt, hat das Zeug eigentlich mehr nach Brackwasser geschmeckt. Das hat mich dann auch für die Zukunft abgeschreckt (Das und einige Whiskeycola-Kreationen die man sich in noch jüngeren Jahren auf Partys reinzwingen durfte :) )

Das mit dem Tastingwheel hört sich interessant an, konnte aber bis jetzt nur grob rausfinden was das ist. Und gefunden hab ich das auch nur für Wein. Meinst du jetzt ich soll mir selbst eines erstellen? Oder gibt es irgendwo soetwas für Gin z.B. wo ich mich dran orientieren kann?


Liebe Grüße,
Houdin
 
Der Vater einer Freundin (seines Zeichens Arzt) meinte gestern, dass man auf Dauer seinen Geschmackssinn sensibilisiert wenn man sein Essen weniger und weniger scharf würzt (macht für mich auch irgendwie Sinn).

Hmm, klingt für mich nach Humbug. Klar schult man seine Geschmacksnerven nicht wenn man überall 10 Chili und ne halbe Flasche Maggi reinhaut, aber würzen heißt ja nicht nur das.

Wenn ich ein Gericht mit unterschiedlichen Kräutern würze, so bekomme ich doch nur auf diese Weise die Möglichkeit die unterschiedlichen Geschmacksnuancen kennenzulernen.

Auf ner Muskatnuss rumzulutschen und dann zu sagen, "schmeckt nach Muskatnuss", ist ja nicht die Kunst. Den Geschmack aus einem komplexen Gericht herauszuschmecken oder eben aus einer komplexen Spirituose ist es schon eher.
 

Der Vater einer Freundin (seines Zeichens Arzt) meinte gestern, dass man auf Dauer seinen Geschmackssinn sensibilisiert wenn man sein Essen weniger und weniger scharf würzt (macht für mich auch irgendwie Sinn).
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Wenn ich ein Gericht mit unterschiedlichen Kräutern würze, so bekomme ich doch nur auf diese Weise die Möglichkeit die unterschiedlichen Geschmacksnuancen kennenzulernen.
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Zustimmung pacmansh, aber das Schlüsselwort ist:
scharf.
Was wir als Schärfe wahrnehmen, ist ein Schmerzimpuls, der andere Geschmackswahrnehmungen überlagern kann.
 
Jo, das ist klar. Houdin schrieb aber "...wenn man sein Essen weniger und weniger scharf würzt...".

Das habe ich so verstanden, dass man das Essen zum Einen weniger würzt und zum Anderen auch weniger Scharf würzt.
 
Wie geht ihr bei Tastings vor, bei denen der Reihe nach mehrere Proben verköstigt werden? Nach meiner subjektiven Erfahrung verändert der erste Schluck einer Spirituose die Wahrnehmung, sowohl der Nase als auch der Zunge. Diese veränderte Wahrnehmung hält für einen längeren Zeitraum an, was mWn daran liegt, dass der Alkohol die Geschmacksknospen betäubt. Dagegen kann auch Wasser und Weißbrot nichts ausrichten mit denen ja lediglich der Geschmack neutralisiert wird. Ich warte also eine Weile bevor ich den zweiten Schluck nehme oder zur nächsten Probe übergehe.

Würde mich interessieren wie ihr das handhabt:

Wartet ihr ab bis sich die Geschmacksknospen erholt haben? Wie lange wartet ihr?

Verdünnt ihr mit Wasser? Wie entscheidet ihr ob die Verdünnung ausreichend ist? Verdünnt ihr grundsätzlich oder erst ab einem bestimmten Alkoholgehalt?

etc...
 
Ich warte auf alle Fälle immer eine Zeit lang, bis ich die nächste Probe verköstige.

Aber, so blöd es sich auch anhört, ich habe gute Erfahrungen mit Salzbrezeln gemacht ....
Habe dazwischen mal so 3 oder 4 reingeschoben (nebenbei sehr lecker :P) und dann gings echt gut.
 
Salzbrezeln ::) :D

Wenn ich wie jetzt gerade beim Bourbon Tasting sehr viel Zeit habe, teste ich nie mehr als 3 Bourbons an einem Abend.
Der erste Eindruck den man von einer Spirituose bekommt zählt sehr viel. Wie du richtig angemerkt hast, guennik, sind die Geschmacksnerven einfach schnell ausgelastet.
Ich lasse mir zwischen den einzelnen Spirituosen schon so 10 bis 15 Minuten Zeit.
Eine Probe hat bei mir nie mehr als 1cl.

Ich werde auch jede Probe ein zweites Mal testen. An nem anderen Tag schmeckt man evtl. mehr oder einfach andere Dinge.
 
Also 1cl finde ich ist zuwenig. Ich teste auch zweimal, allerdings, wie jetzt beim Bourbon Tasting, mit 2cl pro Durchgang und 3 Sorten maximal am Abend.
Ob Dir Salzbrezeln helfen deinen Geschmacksknospen wieder zu "regenerieren" sei jetzt mal dahin gestellt, aber einfach ne halbe Stunde warten reicht meistens aus.

1cl ist mir zu wenig, weil ich häufig nach den richtigen Worten suchen muss, um den Geschmack zu beschreiben... Gelingt mir aber fast nie das auszudrücken, was ich schmecke.
 
Ich habe bisher wenig "getastet".
Zumindestens bei Spirituosen.

Dafür habe ich schon des Öfteren Wein verköstigt und da bekommt man doch teiwleise massig verschiedene Tropfen vorgesetzt.

Alles mit Geschmack (Essen und Flüssigkeit) verfälscht bei mir wahnsinnig der wahren Geschmack.
Ich trinke zwischen 2 Sorten immer gerne viel Wasser.
Dadurch stellt sich bei mir wieder der neutrale Geschmack im Mund ein.
 
Mh - hab mal gehört, dass man da bei nem Wein sogar drauf achten muss was für Wasser man nimmt?
Gehört hab ichs gar nicht - gelesen hab ichs. Ich glaube mal beim Arzt oder Friseur ;) Merkt man da tatsächlich einen Unterschied oder ist das dann schon Haarspalterei?

Hab letztens einmal ein Gin-Tasting gemacht und da hab ich gemerkt hilft Wasser auch ungemein - für je 2-3cl Gin brauchte ich dann ein neues Glas Kranwasser. Sonst hab ich einfach kaum noch was geschmeckt.
(Findet eigentlich noch irgendwer, dass der Tanqueray eine etwas gemüsig-gurkige Note hat?)

Kleine belustigende Randinfo:
bei "Das perfekte Dinner" hab ich mal jemanden gesehen, die hat ihren Gästen Balsamicoessig zum neutralisieren auf die Zunge gesprüht
 
Mh - hab mal gehört, dass man da bei nem Wein sogar drauf achten muss was für Wasser man nimmt?
Gehört hab ichs gar nicht - gelesen hab ichs. Ich glaube mal beim Arzt oder Friseur ;) Merkt man da tatsächlich einen Unterschied oder ist das dann schon Haarspalterei?

Also in gewissem Maße ist das schon richtig. Man sollte ein Naturelwasser nehmen, da die Kohlensäure auch den Geschmack verfälschen kann.
Ansonsten gibt es ja Wässer die leicht salzig schmecken o.ä. da sollte man schon gucken.
Das sind aber Feinheiten und ich weiß nicht ob das für jeden zutrifft.
 
Im letzten SPIEGEL war ein ziemlich witziger Artikel über Weinverkostungen und sogenannte Experten und Kenner, die beim regelmäßig stattfindenden und viel beachtetem "California State Fair" Weine verkosten und bewerten.
Diesen Experten wurde in einem Blindtasting drei mal der gleiche Wein zu verschiedenen Zeiten vorgesetzt.
Das erstaunliche Ergebniss: Nur ein geringer Anteil (~10%) der Experten konnte den gleichen Wein annähernd gleich bewerten bei einem Großteil schwankten die Berwertungen deutlich und bei immerhin ebenfalls ~10% der Experten ging der Unterschied von goldverdächtig bis grauenhaft. Noch erstaunlicher allerdings, das selbst die vermeintlich guten Gaumen im nächsten Jahr teils bei den unteren 10% landeten.
Das Blindverkostungen tückisch sind ist den Weinexperten dabei durchaus bekannt, vor einigen Jahren wurde bei einem solchen Tasting von der anwesenden Expertise ein 1-2 Euro billig Wein vom Discounter (vergleichbar mit Aldi und Lidl) zum Sieger gekürt. Dieser Wein, billig und industriell zusammen gemischt, sollte den anderen teils hochpreisigen Konkurrenten eigentlich deutlich unterlegen sein.
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit zeigten, es gibt viele schlechte Weintester, aber eigentlich keine richtig guten.
Nur werden die von den Experten getesten Weinsorten am Ende mit Medaillen ausgezeichnet und da diese entsprechend renommiert waren bedeutet so eine goldene Medaille auch einen goldenen Gewinn.

Um die Experten in Schutz zu nehmen, die Bedingungen sind denkbar schlecht. Beim "California State Fair" werden bspw. täglich 150 Weine verkostet. Das dabei die ein oder andere Geschmacksnuance verloren geht wundert wohl keinen. Als Reaktion auf das peinliche Forschungsergebniss wurde die Zahl der verkosteten Weine nun immerhin halbiert.
Allerdings haben Mainzer Psychologen vor kurzem nachgewiesen, dass das Ergebnis einer Verkostung nur zu geringen Teilen vom Produkt abhängt, sondern zu einem großen Teil von den äußeren Bedingungen. So spielte sogar das Licht bei der Berwertung eine Rolle, war der Raum rot oder blau ausgeleuchtet mundete den Probanden das Produkt besser.
Am wichtigsten waren für die Probanden allerdings Informationen, die sie im Vorfeld der Verkostung zugespielt bekamen. Laien und Profis sind sich einig: Nichts ist so lecker wie der Preis. Wein entfaltet nachweislich das beste Bouquet, wenn er teuer war. Und gerade Experten stehen immer in Gefahr, das Etikett mitzutrinken. Mittelmäßige Weine in teuren Flaschen schmeckten ihnen in Tests plötzlich hervorragend, weil ein imposanter Markenname wie etwa "Château Petrus" Erwartungen geweckt hatte, die der Wein selbst offenbar gar nicht mehr zu erfüllen brauchte. Auch verheißungsvolle Zusätze wie "Grand Cru Classé" steigerten die gefühlte Qualität ungemein.

Auch wenn der entsprechende Artikel von Wein handelte, kann man ihn glaube ich bedenkenlos auf ähnlich geartete Spirituosenverkostungen übertragen.

Quelle: SPIEGEL 06/2009 "Die Stunde der Wahrheit"
 
Vielen Dank, nagaster. - Sehr interessant.

Ich teste mich immer bei unseren online Tastings.
Ich verkoste grundsätzlich blind.
Bei manchen Produkten (den wirklich guten und richtig schlechten) werte ich tatsächlich meist konsequent gleich.
Bei der Mittelklasse aber komme ich, je nach Tagesform,
zu recht unterschiedlichen Ergebnissen. -
So ist der Mensch....
 
Dass es aber bei Einzelverkostungen, bei denen man sich Zeit lässt, schon möglich ist, zum selben Ergebnis zu kommen, hat der Forenuser Crackone in seinem kleinen "Unglück" des Rum-Reviews gezeigt ;D
 
kein glutamat in sich aufnehmen

und das mit generell keine scharfen sachen ist ein gerücht, die haben keine auswirkungen auf den geschmackssinn (zumindestens nicht länger als 10minute)
 
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