Ja jetzt wird die Sache klarer. Genau so etwas wollte ich lesen.
Wenn ich Dich richtig verstehe, geht es Dir um jungen dunklen Rum. Und ja, der weist einen deutlichen geschmacklichen Unterschied zu weißem Rum auf.
Ich halte ihn nach dieser Definition trotzdem für weitgehend verzichtbar. Denn die Barriere, die Du zwischen einfachen dunklen Rums und höherwertigen Anejos skizzierst, ist doch eine künstliche, auch wenn der Unterschied unverkennbar ist. Wie Du schon sagtest, ein Appleton Estate Extra geht grundsätzlich in die gleiche Richtung wie der Appleton Dark, nur in wesentlich vollendeterer Form. Wenn ich also diese Richtung z.B. einschlagen möchte, dann nehme ich den Rum, mit dem ich das bessere Ergebnis erziele. Das wird in den allermeisten Fällen immer der Extra sein.
Ich kann Deiner Argumentation gut folgen, dass der Vorteil des hochwertigen Rums ein Stück weit ins Leere läuft, wenn er mit weißem Rum oder anderen Zutaten vermischt wird, die das Gesamtergebnis herabsetzen. Doch hier muss man sich fragen, welche Konsequenz man daraus ziehen will: Den Rum der schlechten Qualität des Rezepts anpassen oder das Rezept den höheren eigenen Ansprüchen und einer möglichen höheren Qualität des Rums. Es gibt viele Rezepte mit "weißem" und "braunem" Rum zusammen, und bei keinem davon hat sich mir der Sinn dieser Aufteilung erschlossen. Man sollte bei jedem Drink den Rum so auswählen, dass er geschmacklich zur Drinkidee passt. Meist genügt dafür ein Rum. Das kann je nach Drink ein eher einfacherer sein, oder aber auch ein länger gelagerter. Ich kann nur empfehlen, hierbei nicht zu sehr in Kategorien wie weiß / braun / Anejo zu denken. Nach meiner Erfahrung funktionieren saftlastige Drinks, wo im Rezept typischerweise weißer und brauner Rum steht, häufig sehr gut mit Anejos der gemäßigten Preisklasse und ähnlichen Produkten, also z.B. Appleton Estate V/X, Mount Gay Eclipse, El Dorado Dark, Coruba NPU, Flor de Cana Gold, Barcelo Gran Anejo etc. Diese Rums bieten genügend Unterschiede, um unterschiedliche Akzente zu setzen und auf verschiedene Drinkideen einzugehen. Ob der Rum nun ein "Anejo" ist oder nicht, ist dabei ziemlich unerheblich, gereift sind sie alle, der eine länger, der andere etwas kürzer. Lass Dich von den Möglichkeiten inspirieren, die Dir die volle Bandbreite der Produkte eröffnet.
Außerdem würde ich durch Verwendung eines anejo-braunen Rum 'nur' die Dichte erhöhen. Wenn ich das geschmackliche 'Volumen' erhöhen will kann ich zumindest in einem Longdrink einfach die Mange erhöhen.