Kuglblitz
Neues Mitglied
Es war im Sommer vor einem Jahr, da wanderte ich wieder einmal durch den Buchclub, dessen Mitglied ich damals noch war (heute gibt es ihn in dieser Form nicht mehr), und schaute mich ein bisschen um. Besondern gerne schmökere ich in Kochbüchern – sie machen irgendwie Appetit – und so stieß ich mehr oder weniger zufällig auf Franz Brandls „Cocktails. Über 1000 Drinks mit und ohne Alkohol“. Es war nicht teuer, und da auch viele leckere Drinks ohne Alkohol sowie mit gesunden Früchten drin waren – ich wollte ein wenig abnehmen – kaufte ich es.
Das mit dem Abnehmen war natürlich astreiner Selbstbetrug, denn schon am gleichen Abend saß ich in einer Bar, trank u.a. einen Gin Tonic mit Hendricks und Fentimans (gute Qualität hat mich schon immer fasziniert) und schmökerte hochinteressiert in der für mich neuen Welt. Wobei, so neu war sie gar nicht, hatte ich doch vor ca. 20 Jahren schon einmal eine abenteuerliche Mixing-Phase, bei der wirklich skurrile Getränke, aber auch Gin Fizzes o.ä. herauskamen. Das alles war aber damals schnell vergessen und so begleiteten mich Spirituosen (fast ausschließlich Single Malts) praktisch nur mehr pur durchs Leben.
Doch nun hatte sich etwas geändert, hatte dieses Buch doch einen Samen in mich injiziert. Und der keimte schnell. Meine kleine Bar, die bis dato aus ca. 15 Malts und einigen geschenkten alten Bränden und Likören bestanden hatte, wuchs. Und sie wuchs schnell, so schnell, dass nach ca. 6 Monaten die Sirups in den Kühlschrank, die Wermuts in den Weinschrank und die kleineren Flaschen in die höheren Stockwerke des Barschrankes auswanderten. Durch eine Initiation in einer Grazer Kubanischen Bar – ich fragte nach einem passenden Rum zur Davidoff – erschloss sich mir die Welt des Rums als einer dem Single Malt gleichwerten Spirituose, zudem erkannte ich, dass Cocktails nicht knallbunt und beladen mit Früchten sein müssen, um gut zu sein – im Gegenteil. Der Dry Martini z.B. ist in seiner aromatischen Klarheit und seiner fast asketischen Trockenheit bei gleichzeitiger Aromafülle inzwischen einer meiner Lieblingsdrinks; und dich liebe es, beim trinken die Bilder seiner Geschichte im inneren Auge vorbeiziehen zu lassen.
Denn auch das ist ein Thema, das mich sehr interessiert: die Historie hinter all den Zutaten und Rezepten. Hier profitierte ich auch etwas von meinem Musikstudium. Denn Zutaten und Geschmäcker haben eine Geschichte, sind Kinder ihrer Zeit; und sind dann doch, wenn sie diese überleben, als Klassiker zeitlos. Insofern betrachte ich meinen persönlichen Geschmack als oft gar nicht einmal so wichtig, mir geht es jetzt mehr darum, all die Vielfalt kennenzulernen. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich alles kritiklos in mich hineinschütte – im Gegenteil. Durch jahrelange Whisky- oder Konzertrezeption traue ich mir schon zu, eine gewisse Qualität herauszuschmecken. Ob der fertige Drink mir bei aller Qualität dann trotzdem zusagt, ist jedoch ungewiss – denn ich kenne ich ja noch nicht. Oder anders gesagt: Ich denke, Cocktails wirklich zu genießen muss man lernen, so wie man auch das Hören von Mozart-Konzerten lernen muss.
Dieses Lernen macht jedoch Spaß, es ist aber nicht ganz ungefährlich. Nicht zuletzt, weil der Alkohol zu Cocktails dazugehört wie die Lautstärke zur Rockmusik, machte ich im Frühjahr eine einmonatige Alkoholpause – das erste Mal in meinem Leben, und zum Glück ohne Entzugserscheinungen.
Ja, das Cocktail-Mixen hat‘s mir echt angetan, und ich lerne nach wie vor gerne dazu. Insgesamt fühle ich aber nach wie vor als blutiger Anfänger, denn weder weiß ich etwa über die Qualitäten von wirklich gutem Tequila oder über Champagner-Drinks (irgendwie ist es ja auch eine Preisfrage) Bescheid, noch kenne ich die Welt der Bitters oder – was mich besonders interessiert – die Kriterien, was diverse Zutaten besonders harmonisieren lässt. Aber das ist ok. Ich bin auf einem Weg, der mir gefällt, entdecke eine Welt, die voller Kultur, Sinnlichkeit und Schönheit ist; und die auch den gepflegten Rausch kennt und lebt. Und ich denke, dass mir dieser Weg noch einige schöne Dinge zeigen wird.
Das ist es, mein aktuelles Resümee von eineinhalb Jahren Cocktailmixen. Es ist wohl etwas länger geworden, aber kürzer ging’s offensichtlich nicht. Dem Forum hier übrigens herzlichen Dank für all die Anregungen und das Gefühl, Teil einer weltweiten Comunity von selbstbewusst-kritischen Genussmenschen zu sein.
Das mit dem Abnehmen war natürlich astreiner Selbstbetrug, denn schon am gleichen Abend saß ich in einer Bar, trank u.a. einen Gin Tonic mit Hendricks und Fentimans (gute Qualität hat mich schon immer fasziniert) und schmökerte hochinteressiert in der für mich neuen Welt. Wobei, so neu war sie gar nicht, hatte ich doch vor ca. 20 Jahren schon einmal eine abenteuerliche Mixing-Phase, bei der wirklich skurrile Getränke, aber auch Gin Fizzes o.ä. herauskamen. Das alles war aber damals schnell vergessen und so begleiteten mich Spirituosen (fast ausschließlich Single Malts) praktisch nur mehr pur durchs Leben.
Doch nun hatte sich etwas geändert, hatte dieses Buch doch einen Samen in mich injiziert. Und der keimte schnell. Meine kleine Bar, die bis dato aus ca. 15 Malts und einigen geschenkten alten Bränden und Likören bestanden hatte, wuchs. Und sie wuchs schnell, so schnell, dass nach ca. 6 Monaten die Sirups in den Kühlschrank, die Wermuts in den Weinschrank und die kleineren Flaschen in die höheren Stockwerke des Barschrankes auswanderten. Durch eine Initiation in einer Grazer Kubanischen Bar – ich fragte nach einem passenden Rum zur Davidoff – erschloss sich mir die Welt des Rums als einer dem Single Malt gleichwerten Spirituose, zudem erkannte ich, dass Cocktails nicht knallbunt und beladen mit Früchten sein müssen, um gut zu sein – im Gegenteil. Der Dry Martini z.B. ist in seiner aromatischen Klarheit und seiner fast asketischen Trockenheit bei gleichzeitiger Aromafülle inzwischen einer meiner Lieblingsdrinks; und dich liebe es, beim trinken die Bilder seiner Geschichte im inneren Auge vorbeiziehen zu lassen.
Denn auch das ist ein Thema, das mich sehr interessiert: die Historie hinter all den Zutaten und Rezepten. Hier profitierte ich auch etwas von meinem Musikstudium. Denn Zutaten und Geschmäcker haben eine Geschichte, sind Kinder ihrer Zeit; und sind dann doch, wenn sie diese überleben, als Klassiker zeitlos. Insofern betrachte ich meinen persönlichen Geschmack als oft gar nicht einmal so wichtig, mir geht es jetzt mehr darum, all die Vielfalt kennenzulernen. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich alles kritiklos in mich hineinschütte – im Gegenteil. Durch jahrelange Whisky- oder Konzertrezeption traue ich mir schon zu, eine gewisse Qualität herauszuschmecken. Ob der fertige Drink mir bei aller Qualität dann trotzdem zusagt, ist jedoch ungewiss – denn ich kenne ich ja noch nicht. Oder anders gesagt: Ich denke, Cocktails wirklich zu genießen muss man lernen, so wie man auch das Hören von Mozart-Konzerten lernen muss.
Dieses Lernen macht jedoch Spaß, es ist aber nicht ganz ungefährlich. Nicht zuletzt, weil der Alkohol zu Cocktails dazugehört wie die Lautstärke zur Rockmusik, machte ich im Frühjahr eine einmonatige Alkoholpause – das erste Mal in meinem Leben, und zum Glück ohne Entzugserscheinungen.
Ja, das Cocktail-Mixen hat‘s mir echt angetan, und ich lerne nach wie vor gerne dazu. Insgesamt fühle ich aber nach wie vor als blutiger Anfänger, denn weder weiß ich etwa über die Qualitäten von wirklich gutem Tequila oder über Champagner-Drinks (irgendwie ist es ja auch eine Preisfrage) Bescheid, noch kenne ich die Welt der Bitters oder – was mich besonders interessiert – die Kriterien, was diverse Zutaten besonders harmonisieren lässt. Aber das ist ok. Ich bin auf einem Weg, der mir gefällt, entdecke eine Welt, die voller Kultur, Sinnlichkeit und Schönheit ist; und die auch den gepflegten Rausch kennt und lebt. Und ich denke, dass mir dieser Weg noch einige schöne Dinge zeigen wird.
Das ist es, mein aktuelles Resümee von eineinhalb Jahren Cocktailmixen. Es ist wohl etwas länger geworden, aber kürzer ging’s offensichtlich nicht. Dem Forum hier übrigens herzlichen Dank für all die Anregungen und das Gefühl, Teil einer weltweiten Comunity von selbstbewusst-kritischen Genussmenschen zu sein.