Nach einer kleinen Shoppingtour durch die Stadt und einem enttäuschenden "Cocktailkurs für Fortgeschrittene" bei 11cl (allerdings konnte ich hier am Ende einen ca. 40cm langen Stößel für 12€ erstehen, für den sich das ganze fast schon wieder gelohnt hat ;D ), habe ich die Gunst der Stunde genutzt um gegen 22:00 dem
Shepheard einen Besuch abzustatten.
Die leicht versteckte Tür am tagsüber idyllischen Rathenauplatz lässt einzig durch die angebrachten Initialien auf das Genießerparadies dahinter schließen. Nach fünf bis sechs Stufen findet man sich in diesem langen, schlicht mit einigen afrikanischen (?) Statuetten dekorierten Raum wieder, der von den Proportionen her einem Zugabteil ähnelt. Die hübsche und freundliche Bedienung nimmt mir netterweise all meine Tüten und den Rucksack mit meinen Einkäufen sowie meinen (bei den Temperaturen überflüssigen) Mantel ab und verstaut diese in der hinter einer Tür befindlichen Garderobe. Da ich alleine bin, habe ich Glück und die Dame kann mich zu einem zwischen all den Reservierungen übrig gebliebenen Platz an der Bar führen. Noch ist es nicht gerappelt voll und die meisten Gästen sehen sehr yuppiehaft aus.
An der Bar werde ich von den beiden Bartendern begrüßt. Da das Shepheard in der Einleitung ihrer Cocktailkarte seine eigenen Kreationen hervorhebt, möchte ich mich an diesem Abend auch in erster Linie auf jene beschränken.
Während ich noch zwischen 3 Drinks hin und her schwanke, wird mir ein Schälchen mit Knabbereien gereicht.
Der Gewinner nennt sich
"Insomnia" und besteht (soweit ich mich erinnere) aus
Bacardi 8 Anos, Punt e Mes, Ahornsirup, Fee Brothers Peach Bitters sowie dem Sprühnebel einer Orangenzeste. Die Zubereitung gestaltet sich sauber, akkurat und vor allem mit solch grazilen Bewegungen, dass man meinen könnte, der Barmixer sei Magier.
Extrem leckerer Cocktail, perfekt ausbalanciert zwischen Süße und Bitterkeit des Punt e Mes. Ich lasse mir Auskunft geben über den genauen Unterschied zwischen Carpanos Punt e Mes und Antica Formula und bin begeistert vom warenkundlichen Fachwissen.
Danach lasse ich mir einen Drink empfehlen, in dem St. Germain gut zur Geltung kommt, da ich ihn bisher noch nie probieren durfte. Der Barmixer mixt mir daraufhin einen Cocktail aus
Tanqueray No. Ten, St. Germain und Limettensaft, abgespritzt mit der Zeste einer Limette. Hier wurde der St. Germain wie ich finde ein wenig vom Gin erschlagen, auch wenn der Cocktail insgesamt schön frisch, herb und lecker war. Für meinen Teil dem Insomnia allerdings weit unterlegen.
Auf die Frage, ob es denn möglich sei, einen kleinen Tropfen des St. Germain pur zu verkosten bekomme ich ein generös gefülltes Nosingglas sowie ein Glas stilles Wasser serviert. Der Barkeeper scheint sich nun aufrichtig für meine eigenen Ambitionen zu interessieren und diskutiert mit mir ein wenig über die neuen TBT Produkte.
Für einen dritten Drink habe ich schon zu viel Blutalkohol aus dem "Cocktailkurs für Fortgeschrittene" mitgebracht. Ich lasse mir die Rechnung bringen und gehe beflügelt die 30 Minuten zum Bahnhof. Ein sehr gelungener Abschluss des Abends.
Bewirtet hat mich wohl
Ricardo Albrecht