Zwei Nächte in München:
Am ersten Abend in den
Barroom
Freitags, Reservierungen nach 22 Uhr werden nicht angenommen, also: Voll.
Draussen gab's aber noch ein Plätzchen(einer der letzten warmen Abende), dazu eine Decke, die Barkarte und das Versprechen uns Bescheid zu sagen, sobald drinnen etwas frei würde.
Und in der Tat kam die nette Bedienung nach relativ kurzer Zeit wieder heraus um uns zu informieren, obwohl in der Zwischenzeit mehrere Gäste durch die Tür marschiert waren, um ebenfalls einen Platz im Warmen zu ergattern.
Drinnen wurde es eng und kuschelig an einem Sechsertisch, Inneneinrichtung Holz und Messing mit einem Schuss Eckkneipe.
Der Chef war nicht anwesend, sondern auf einer Veranstaltung, und wurde durch einen jungen Kollegen vertreten. Dies führte zu einer beachtlichen Wartezeit, aber die Sorgfalt und Akribie mit der die Drinks zubereitet wurden rechtfertigten diese, und das Ergebnis enttäuschte nicht.
Erste Bestellung war ein El Presidente und ein The Liberal mit Amer Picon, beide simpel, klassisch, gut.
In weiser Voraussicht haben wir, noch während uns dazu Wasser gereicht wurde, die nächsten Drinks bestellt...
Doch auch hier reagierte das sympathische Team (nur zwei Leute für etwa 30 Gäste) souverän, und es gab als kleine Entschuldigung für die Verzögerungen einen etwas vereinfachten Navy Grog aufs Haus für zwischendurch.
Hinterher noch einen Aviation und ich hatte noch etwas rumbasiertes, leicht Tiki-inspiriertes, weiß aber nicht mehr genau was.
Beide Drinks hervorragend.
Fazit: Sehr empfehlenswert. Sehr freundliche und kompetente Crew, ausgezeichnete Cocktails, dabei moderate Preisgestaltung. Wir kommen wieder.
Danach noch, auf Empfehlung der Tischnachbarn, um den Mitternachtsappetit zu bekämpfen eine Straße weiter ins Johannis Café, auf Würstchen mit Kartoffelsalat und Bier. Voll, laut und gute Stimmung. Sehr schräg, sehr lustig.
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Zweiter Abend:
Bar Gabányi
Um in die im Keller gelegene Bar zu gelangen mussten wir erst über einige auf der Treppe sitzende Gäste und Personal steigen, inklusive dem Chef selbst, die dort auf anscheinend genau dafür gedachten Sitzkissen rauchten und tranken. Hmm. Wohl der Raucherraum.
Drinnen gedämpftes Licht, moderne aber relativ kühle Einrichtung, fast ein wenig düster. Neben den dreien draußen weitere drei Angestellte am Tresen.
Zur Barkarte gab es gesalzene Edamame gereicht, ungewöhnlich und lecker. Die Bedienung war höflich, aber nicht wirklich zum Plaudern aufgelegt, obwohl für einen Samstag Abend eher wenig Gäste anwesend waren, viele Tische und der Tresen waren unbesetzt.
Wir bestellten einen New York Sour mit Portwein und einen Drink namens TBJ oder so, mit Gin, China-China und Chartreuse jaune.
Beide Drinks makellos.
Währenddessen wurde am Nachbartisch mit großen Brimborium ein Whisky eingeschenkt, aus der Doppelmagnum Ardbeg. Ah richtig, da waren ja so kleine Ardbeg-Aufnäher an den (ungebügelten) weißen Barjacken.
Am gegenüberliegenden Nachbartisch bzw. -sofa spendierte der inzwischen zurückgekehrte Chef zwei Gläser Gratischampagner, während wir ausser den Sojabohnen nicht mal ein Glas Leitungswasser angeboten bekamen.
Nachdem sich nun ein weiterer offensichtlicher Stammgast, weiblich, an der Theke niedergelassen hatte, sprühten die vorher fast stummen, sich nur untereinander unterhaltenden Servicekräfte geradezu vor Eloquenz.
Ich suchte noch einmal die Toilette auf (Merke: Edle Buntmarmorwaschbecken wirken gar nicht mehr so edel, wenn der Abfluss schmutzig und verstopft ist), und zahlte.
Fazit: Empfehlenwert. Aufgrund der Qualität der Drinks. Für Stammgäste. Oder auch: Es war gut, wo es mit Leichtigkeit hätte perfekt sein können.