Vorweg: Super schlechtes Timing um die Ergebnisse zu veröffentlichen. Ich hätte 8 Stunden Schlaf heute Nacht gut gebrauchen können. Jetzt werden es halt doch nur sechs.
Einleitung
Ich habe diesem Tasting ja lange entgegen gefiebert. Jetzt bei der Auswertung habe ich festgestellt, dass ich mit meiner Bewertung (ich bin
Teilnehmer 5) doch ziemlich gegen den Strom schwimme. Lediglich die Bewertungen von Teilnehmer 11 gehen in eine ähnliche Richtung wie die meine. Das mag an meinen Erwartungen liegen, die ich an einen Mezcal stelle. In meinen Augen darf ein Mezcal durch aus eine sehr ruppige, rauhe oder gar dreckige Spirituose sein. Nicht in dem Sinne, dass ich es auf einen Fusel abgesehen hätte. Aber genau so wenig möchte ich ein glatt geschmirgeltes, für den Massenmarkt auf 40% runter verdünntes Produkt, dass ja nicht zu viel Rauch enthält.
Faszinierend an der Mezcal-Herstellung finde ich fülle an Möglichkeiten, die genutzt werden und damit eine extreme Bandbreite an Geschmäckern im Mezcal erlauben, die ich so in vielen Fällen von keiner anderen Spirituose her kenne. Diese Bandbreite hat das Tasting ausgezeichnet wieder gegeben!
Wenn ich versuchen müsste Mezcal einzuordnen würde ich ihn zwischen Gin, Islay Whisky, einem kross gebratenem Stück saftigen Grillfleisches und (neuerdings) eingelagertem Gemüse platzieren.
Meine Sieger Gruppe
An der Spitze meiner Bewertung finden sich drei Mezcals die sich durch einen sehr kräftigen Geschmack auszeichnen, insbesondere mein 2. und 3. platzierter Mezcal würde ich als recht dreckige Vertreter bezeichnen, die mit gerade deswegen Spaß gemacht haben.
1. Platz, 9 Punkte, Probe 4,
Lajita
Sowohl im Geschmack als auch im Geruch weißt dieser Mezcal eine sehr Kräftige Agaven-Note aus dazu gesellt sich eine gute Portion Rauch, die mich auf der Haut an geröstetes Fleisch erinnert. Ansonsten weißt dieser Mezcal im Geruch eine leichte Süße und ein wenig Muffigkeit auf.
Für 10 Punkte hat es mir nicht gereicht. Da ist noch etwas Ploatz nach oben. Trotzdem hat mich die kräftige Agaven-Rauch-Kombination am meisten überzeugt.
2. Platz, 8 Punkte, Probe 9,
Vida
Sowohl im Geschmack als auch im Geruch macht sich hier neben der Agave sprittiger Klebstoff bemerkbar, der dem Mezcal einen schön dreckigen Charakter verleiht. Auf der Haut verrieben rieche ich dazu wieder geröstetes Fleisch.
3. Platz, 7 Punkte, Probe 5,
Donaji
Sowohl im Geschmack als auch im Geruch macht sich neben der Agave erneut sprittiger Klebstoff bemerkbar, allerdings ist dieser im Geschmack nur leicht vertreten. Der direkte Geruch weißt noch eine leichte Fruchtigkeit auf. Der Geschmack ist alles in allem etwas langweilig. Zudem ist der Geruch auf der Haut verrieben recht undefiniert.
Durch den doch auch etwas langweiligen Geschmack schaft es dieser dreckige Vertreter nur gerade so in die Top-Gruppe.
Meine Mittelfeld
In meinem Mittelfelod befinden sich einige geschmacklich überaus interessante Mezcals, die meine Erwartungen an einen Mezcal aber nicht so recht widerspiegeln.
Während ich drei der Mezcals in dieser Gruppe stark mit sauer eingelegtem Gemüse (selbst eingelegt und für mindestens 1 Jahr im Keller gelagert), einem fast schon erdigem Geschmack assoziiert habe, hätte ich den vierten eher als Marillen-Brand einsortiert.
4. Platz, 6 Punkte, Probe 2,
Don Luis Repo.
Der Geschmack ist erdig und sauer. Im Geruch ist die starke Assoziatiion mit erwähntem eingelegten Gemüse (z.B. Gurken) aber auch roher Rote-Beete, vielleicht auch Mohrrübe. Definitiv aber Gemüse. Etwas stechend frisch.
5. Platz, 5,5 Punkte, Probe 11,
Leyenda Nauj.
Sowohl im Geschamck als auch im Geruch setzt sich erneut das eingelegte Gemüse durch. Dazu kommt in beiden Fällen verkohlte Folienkartoffel als Rauch-Note. Der Geruch ist vielleicht etwas süßlich.
6. Platz, 5 Punkte, Probe 10,
Don Luis Joven
Sehr ähnlich dem 4. platziertem Don Luis Reposado. Allerdings ist der Geruch nicht so klar dafür aber etwas muffig und mit einem leichten Klebstoff-Stechen.
6. Platz, 5 Punkte, Probe 3,
Leyenda Muc.
Wow, sehr interessant. Sowohl der Geschmack als auch der Geruch erinnerten mich sofort an Marillenbrand (und wenn ich mit Marille falsch liegen sollte, ist es halt ein anderer Frucht-Brand
). Leicht fruchtig, frisch und süß. Auch ein bischen Rauch (vom Lagerfeuer) ist vorhanden. Im Geschmack kommt eine leichte alkoholische Schärfe durch.
Eigentlich hat er mir recht gut gefallen. Allerdings würde ich diesem Mezcal ein Thema-Verfehlt geben, da er mich mit seiner Marillen-Note von allen Proben am wenigsten an einen Mezcal erinnert hat.
Meine Schlussgruppe
Hier sammeln sich alle Proben, die mich nicht wirklich überzeugen konnten. Allerdings muss man auch sagen, dass ich kein Produkt als richtig schlecht oder gar abstoßend empfunden hätte.
8. Platz, 4,5 Punkte, Probe 1,
Ilegal Reposado
Im allgemeinen recht schwach und nichtssagend! Bei genauem Hinschmecken und riechen findet man die Agave. Dazu findet man in der dunklen reifen Nase etwas nasses Holz und sehr wenig Rauch.
9. Platz, 4 Punkte, Probe 6,
San Cosme
Im Geschmack etwas Agave, leichter Rauch und etwas alkoholische Schärfe. Der Geruch ist etwas schwach und undefiniert. Man findet neben Agave vielleich Met und/oder etwas vergorenes sowie auf der Haut verrieben eine Assoziation mit geröstetem Fleisch.
Dieser Mezcal bringt eigentlich viele gute Geschmäcker und Gerüche mit, ist aber bei weitem nicht kräftig genug.
9. Platz, 4 Punkte, Probe 8,
Leyanda Tlac,
Ähnlich dem gleich platziertem San Cosme. Der Geruch ist allerdings etwas saftig aber auch leicht sprittig/dreckig.
11. Platz, 3 Punkte, Probe 7,
Ilegal Joven
Diesen Mezcal hätte ich im Geschmack fast als Rhum Agricol weg sortiert! Man findet etwas Agave und Rauch. Geschmack und Geruch sind recht süß. Der Geruch geht stark in Richtung Met. Hat aber auch eine leichte Agaven und eine leicht scharfe Note. Verrieben auf der Haut findet sich erneut etwas vergorenes.
Resume
Es bleibt zu erwähnen, dass ich vor dem Tasting bereits eine Flasche Ilegal Reposado und eine Flasche San Cosme verbraucht hatte. Es ist durch aus möglich, dass mich deren Geschmack daher nun etwas langweilt und ich sie daher schlechter bewertet habe.
Ich möchte aber auch zu bedenken geben, dass sowohl San Cosme als auch die Ilegal-Produkte halb-industriell hergestellt werden! Ich wage zu behaupten, dass durch den verkürzten Herstellungsprozess die Aromen doch auf der Strecke bleiben und man somit zwar ein vergleichbare günstiges Einstiegsprodukt bekommt, dass aber in der Geschmacksintensität deutlich zu wünschen übrig lässt! :-X
Jetzt bin ich sehr auf eure Kommentare gespannt. ;D