Grundsätzlich: Die "Geschichte" um den Mojito und die Bodega del Medio (und Hemmingway) sind meines Wissens nicht annähernd richtig. Es darf angezweifelt werden, das Hemminway dort "seinen" Mojito regelmässig trank - ebenso die Authenzität der berühmten Signatur in der Bar von Ihm wird an mehreren Stellen angezweifelt. Am Ende des Tages egal. Die Kubaner und Ihre Rum Brands sind geniale Marketiers, die Bodega ist ein netter Touristen Treff. Hunderte trinken einen Mojito, das Kamera klicken geht den ganzen Tag über. Die Musiker spielen alle 45 Minuten die gleichen stimmungsvollen Klassiker. Wer denkt: Die Reeperbahn ist das Hamburger Nachtleben, dem sei ein Besuch dieser Bar empfohlen.
Dennoch spricht nichts gegen die Zubereitungsart dort. Es ist auch nicht falsch, den Filler eher ins Glas zu geben. Ich wüsste zumindest nicht, was daran falsch sein sollte. Der Hauptunterschied zu europäischen Mojitos sind zum einen die Limetten und ganz sicher die Minze. Hierba Buena, das gute Gras, wächst dort an jeder Ecke und hier in der Regel nicht zu bekommen. Die Limetten sind gelbt, habe eine dünne weiche Haut, sind weich und saftig und habe eine spezielle, feine Säure. Wir bekommen in der Regel in Deutschland nur Brasilianische oder Mexikanische Limetten, Wochenlang im Kühlschiff, trocken, hart, dicke Haut, wenig Saft.
Egal ob Soda, links oder rechtsrum, früh oder spät: Der Drink wird nicht so schmecken wie auf Kuba. Hinzu kommen der Location Faktor und die in der Regel recht interessanten Varianten des Alkohols der dort ausgeschenkt wird. (Von Touristischen Plätzen wie Bodega und Floridita etc die vom Toruismus Ministerium kontrolliert werden, mal abgesehen)
Das erste mal das der Name Mojito in einer eher vertrauten Zubereitungsart auftaucht, ist meines Wissens in der dritten Ausgabe von Piedro Chicote (1929/1930). Das Buch wurde in Spanien geschrieben. Spanier, insbesondere Katalanen wanderten ab Ende des 18 Jahrhunderts nach Havana aus und übernahmen dort oft Berufe in der Gastronomie (Sloppy Joe's, Constane von der Floridita) Bekannt ist, das Chicote in den 40er/50 er Jahren Kuba besucht hat. Ob das er früher schon einmal da war, ist mir nicht bekannt.
Vielleicht sind die Ursprünge des Drinks Mojito eher spanisch als kubanisch? Diese diese Art Mischung schon länger auf Kuba getrunken wurde, ist denke ich nachvollziehbar.
Für einen Mojito wie in der Bodega fehlen also eher kubanische Minze und Limetten. Die, die ich dort trinken durfte, waren süffige Limetten Drops mit einer Rum Nuance und einer nicht zu starken Kohlensäure. Ein gesundes Mittelmass - gemacht für Massentourismus oder die nächste Garten Party.
Ob diese Variante den erfahrenen Cocktailfreund begeistern wird, wage ich zu bezweifeln. Zumindest nicht, solange er den Kopf nicht ausschaltet und Land und Leute und Mojitos genießt.
P.S. Wikipedia finde ich bei Drinks Recherchen in der Regel wenig brauchbar...