Ich wurde heute von jemandem, der genauso wie ich keine Cocktailbar in der Gegend hat gefragt, welche Bücher als Standard zu empfehlen sind.
Was würdet Ihr sagen wenn einer 2-5 Bücher haben will um sowohl Methodik als auch Rezepte abzudecken, was würdet ihr empfehlen?
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Meine Empfehlungen - es werden genau 4! - sind (in dieser Reihenfolge):
[li]Stephan Hinz: Cocktailkunst. Solides Basiswissen à la Cocktailian I, jedoch m. E. noch ansprechender, aufwändiger und ausführlicher; wie die Erstauflage des Cocktailian leidet es jedoch unter einem zu schwachen Einband. Etwas "speziell" (und für einen Nicht-Profi verzichtbar) sind die aufwändigen Techniken und Eigenkreationen des Autors, dafür entschädigt aber der "normale" Rezeptteil mit sehr schön abgestimmten klassischen und neueren Drinks. Wenn nur ein Buch, dann (zurzeit) dieses![/li]
[li]Jim Meehan: PDT Cocktail Book / Das geheime Cocktailbuch - einfach weil's ein verdammt ästhetisches Buch ist mit sehr guten, klassischen Drinks. Die haptisch tolle Ausstattung und der Inhalt sind in beiden Ausgaben (dt. / engl.) identisch.[/li]
[li]Simon Difford: Diffordsguide #11 - gute Einführung von Arbeitstechniken und vor allem ein schier unterschöpfliches Archiv von > 3000 erprobten Rezepten (z. T. auch mehrere Varianten zum selben Drink) - besser als jede digitale Cocktaildatenbank die ich kenne (außer natürlich der online-Version von Difford selbst). Schleichwerbung hin oder her.[/li]
[li]David Embury: The Fine Art of Mixing Drinks (Neuausgabe: Mud Puddle Books, 2009). Etwas überraschend, einen "alten Schinken" von 1948 zu empfehlen. Fast 150 Jahre nachdem die ersten "Cocktails" aufkamen, und 75 Jahre nach Jerry Thomas, machte sich Embury als erster daran, die Mixologie mal systematisch zu betrachten. Kein Mixbuch hat mir so große Aha-Effekte verschafft wie dieses. Lediglich die Sours sollte man nicht à la Embury mixen, sie schmecken außer ihm sonst niemandem.[/li]
Oder eher Schumanns American Bar ? (bin immer noch nicht sicher was der Unterschied zwischen den zwei Schumann Büchern ist, die Rezeptauswahl?)[/quote]
Schumann ist nicht darunter, aber soweit ich sehe ist die Ausgabe von 2011 ohnehin zurzeit vergriffen. Sie unterscheidet sich vom lange Zeit als "Bar-Bibel" bezeichneten Vorläufer von 1991 vor allem durch die komplett überarbeitete (und sehr gute) Warenkunde von Stefan Gabányi, während die Rezeptauswahl nur behutsam verändert wurde - von ca. 500 Drinks wurde nur etwa jeder Zehnte ersetzt. Insgesamt blieb es eine sehr klassisch orientierte, solide Auswahl bewährter Rezepturen ohne Firlefanz oder besonderes Finetuning.
Jeffrey Morgenthalers "Barbook, elements of cocktail techniques" einfach weil es wirklich genial geschrieben ist und alle Fertigkeiten und Handgriffe rund um Cocktails sehr gut beschreibt.
Und für die lange Zugfahrt noch "How to booze, Exquisite cocktails and unsound advice" einfach weil es auch für einsteiger ein Wunderbarer Einstieg ist, da es einfach lustig geschrieben ist und trotzdem genug Infos dabei rüberkommen.
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Diese beiden besitze ich leider noch nicht, aber nach dem, was ich so gehört und gesehen habe, könnte Morgenthaler unter meine Empfehlungs-Favoriten kommen
und das andere steht auf der Wunschliste.
Falls dein Kumpel Tiki- und Rumdrinks mag, könnte man mit "Remixed" oder "Potions of the Carribean" von Jeff Berry ergänzen, aber das ist natürlich schon sehr speziell und jenseits der Fragestellung.
Eventuell "die Welt der Spirituosen" als Werk zur Warenkunde.
http://www.amazon.de/dp/3833148020/ref=wl_it_dp_o_pC_nS_img?_encoding=UTF8&colid=1WK2VOOYGXSOO&coliid=I14PM82SK9MZ26[/quote]
Die Einführung zu Spirituosen allgemein, Destillationstechnik usw. ist sehr schön und man bekommt auch sehr viel Buch für's Geld, aber irgendwie ist diese Sammlung wie ein großer Spirituosenkatalog und bietet in der Praxis m. E. kaum Orientierung, zudem finde ich die Rezepte recht mäßig.
Brandl wird da ja auch oft noch in den Raum gestellt.[/quote]
Mit Franz Brandl verbindet mich bekanntlich eine besonders enge "Freundschaft", ich kam sogar mal in den zweifelhaften Genuss, als Mitautor honoriert zu werden. Empfehlen würde ich aber nichts von dem, was Random House da alle paar Monate unter seinem Namen auf den Markt wirft. Saft- und Sirupgepansche der 1990er, Hauptsache, die Produkte der Sponsoren sind überall schön zu sehen. Daher in jeder Hinsicht billig - und verzichtbar.